

Denn in einem Würzburger Antiquariatskatalog fand Carl Orff im Frühjahr 1934 einen Titel, der ihn, wie er später schrieb, „mit magischer Gewalt“ anzog. Es war eine Sammlung von lateinischen und deutschen Liedern und Gedichten aus dem 13. Jahrhundert, die sich fast 600 Jahre im Besitz des Klosters Benediktbeuren befunden hatten. Von dort waren sie, als die bayerischen Klöster im Zuge der Säkularisierung aufgelöst wurden, in die königliche Bibliothek in München gekommen. Der Bibliothekar Johann Andreas Schneller hatte sie gefunden und veröffentlichte sie erstmalig im Jahr 1847. Er gab der Sammlung den Titel Carina Burana – nach ihrem ursprünglichen Aufenthaltsort Benediktbeuren.
Bei der umfangreichen Lieder- und Gedichtesammlung in deutscher und lateinischer Sprache handelte sich ausschließlich um weltliche Texte, die ohne die fachgerechte Aufbewahrung durch die Mönche sicherlich längst vergessen worden wären.
Carl Orff bestellte das Buch umgehend, am Gründonnerstag des Jahre 1934 traf es bei ihm in Müchen ein. Noch am selben Tag machte er sich an die Arbeit. In der achtbändigen, von ihm selbst verfassten Dokumentation seines Lebenswerks, erzählt er: „Bild und Worte überfielen mich. Obwohl ich mich fürs erste nur in groben Zügen mit dem Inhalt der Sammlung vertraut machen konnte, stand sofort ein neues Werk, ein Bühnenwerk mit Sing- und Tanzchören, in Gedanken vor mir.“ Er entwarf noch am selben Tag eine Skizze des Eingangschors O Fortuna. Nach einer schlaflosen Nacht war auch der Chor Fortune plango vulnera entstanden und am Ostermorgen war das Ecce gratum zu Papier gebracht.
In wenigen Wochen war die Komposition soweit gediehen, dass er sie seinem Verlag in Mainz anbieten konnte. Obwohl er bei seinem Besuch im Juni noch keine Partitur vorlegen, sondern das Werk nur erst vorspielen konnte, war man dort begeistert. Allein die lateinischen Texte bereiteten einigen im Verlag Kopfschmerzen. Und dass das Werk einen Konzertabend nicht ganz würde füllen können, war Anlass für Rückfragen. Dennoch fuhr Orff ermutigt nach Hause zurück. Die Komposition, die nun entstand, sollte seinen Weltruhm als Komponist begründen.
Bis die Partitur schließlich fertig war, vergingen allerdings noch zwei weitere Jahre. Am 12. Juni 1937 erlebten die Carmina in der Frankfurter Oper ihre Uraufführung.
Der Oratorienchor Pirmasens wird die Beurer Lieder (lat.: Carmina Burana) am 2. Juli 2023 in zwei Konzerten, davon eines für Kinder, aufführen. Auf seiner Seite www.oratorienchor-ps.de informiert er nun regelmäßig über Geschichte und Bedeutung dieses Werkes und über das Konzertprojekt.